Ende Juni beginnen die ersten Sommerferien und damit die Urlaubshochsaison der Deutschen. Viele, egal ob mit oder ohne Kind, verlängern ihre Urlaube mittlerweile um eine oder mehrere Wochen Workation. Wir sagen: Gönnt euch! Wir sagen aber auch: Wer außerhalb der geschützten Office-Umgebung arbeitet, bewegt sich häufig auf unsicherem digitalem Terrain.
Deshalb folgt unser Quickguide für Workation aus IT- und Organisationssicht.
Workation – oder noch weiter gespannt: Work from anywhere – ist bei weitem nicht mehr nur ein netter Benefit, den Unternehmen ihren Mitarbeitenden bereitstellen. Die Konzepte können zum zentralen Wettbewerbsvorteil werden:
Zugang zu globalen Talenten: Unternehmen können Experten aus der ganzen Welt rekrutieren, die ortsunabhängig für das Unternehmen tätig sind, egal ob aus Berlin, Budapest oder Bangladesch. Das erweitert den Pool potenzieller und tatsächlicher Mitarbeitenden gerade in Zeiten des Fachkräftemangels massiv und fördert zudem die Diversität im Team.
Höhere Produktivität: Studien zeigen: Viele Mitarbeitende sind außerhalb der Offices und insbesondere im Homeoffice produktiver, da sie konzentrierter arbeiten können. Voraussetzung dafür sind unter anderem klar definierte Ziele, ein hohes Maß Selbstorganisation und eine passende technische Infrastruktur, um die vereinbarten Ziele auch tatsächlich erfüllen zu können.
Gestiegene Motivation und Mentale Gesundheit: Ortsunabhängiges, flexibles Arbeiten fördert Vertrauen, Eigenverantwortung, Lebensqualität und die wahrgenommene Wertschätzung. Das zahlt sich auch für Unternehmen aus – in Form geringerer Fluktuation, höherer Motivation und zufriedeneren Mitarbeitenden. Die Freiheit, die individuellen Arbeitsmodalitäten und -orte freier gestalten zu können, reduziert vielfach mentalen Druck. Langfristig kann auf diese Weise die Gefahr von Burnouts reduziert werden.
Geringere Betriebskosten: Arbeiten Mitarbeitende von anderen Orten aus, können Unternehmen die gemieteten Büroflächen und damit auch ihre Betriebskosten reduzieren. Zudem leisten sie so einen Betrag zur eventuell vorhandenen Nachhaltigkeitsstrategie.
Und dennoch gibt es gerade aus IT-Perspektive einige Faktoren, die es zu beachten gilt, wenn man den Urlaub im Ausland durch Workation verlängern möchte:
Unsichere WLAN-Verbindungen und öffentliche Orte: In öffentlichen WLANs, zum Beispiel in Hotels oder Cafés, besteht das Risiko, dass Datenpakete abgefangen werden, denn diese bieten meist unverschlüsselten oder schlecht gesicherten Zugang zum Internet. Abhilfe schafft hier die Nutzung von VPNs (Virtual Private Network), die den gesamten Internetverkehr verschlüsseln. Wichtig hierbei ist, dass die Mitarbeitenden diese Verbindung nicht nur freiwillig nutzen, sondern sogar per Policy dazu verpflichtet sind, sobald sie sich außerhalb des Unternehmensnetzwerks befinden.
Nicht nur digital, auch analog gilt: Vertrauliche Gespräche gehören nicht in Cafés, Flughäfen oder Coworking-Spaces – sonst hören ungewollte Ohren mit.
Datenverlust und DSVG- Verstöße: Jedes Gerät kann verloren gehen oder gestohlen werden. Sind die Daten auf den Geräten nicht geschützt kann es zu teils massiven Datenschutzverstößen und dem Diebstahl von Unternehmensgeheimnissen kommen. Deshalb ist es ratsam Daten und Geräte nicht nur durch ein einziges Passwort, sondern durch eine Multi-Faktor- Authentifizierung (MFA) zu schützen. Diese sollte am besten mit einer Kombination aus Passwort-Manager und biometrischer Authentifizierung, wie z. B. Fingerabdruck oderGesichtserkennung, arbeiten. Zudem sollte eine MFA grundsätzlich als Sicherheitsstandard innerhalb eines Unternehmens etabliert sein.
Falls ein Gerät gestohlen oder verloren wird, verhindert eine Full-Disk-Verschlüsselung den Zugriff auf die Daten – auch dann, wenn jemand die Festplatte ausbaut. Firmen sollten alle genutzten Geräte zentral verwalten können, inklusive Remote-Wipe-Funktion, falls Geräte kompromittiert oder gestohlen werden. Hinzu kommt, dass Daten nur bei seriösen Cloud-Anbietern mit End-to-End-Verschlüsselung gespeichert werden sollten. Damit bleiben selbst sensible Dokumente im Falle eines Geräteverlusts geschützt.
Phishing-Attacken, die auf Remote-Mitarbeitende abzielen: Regelmäßige Aktualisierungen schließen Sicherheitslücken. Wer veraltete Software nutzt, öffnet Angreifern Tür und Tor. Dies gilt für Betriebssysteme, Browser, Apps und auch für Router-Firmware. Remote-Mitarbeitende sind außerdem oft Ziel von ausgeklügelten Angriffen. Eine Mail vom "Chef" mit der Bitte um eine dringende Überweisung? Oft handelt es sich um CEO-Fraud und das kann teuer werden. Schulungen zu Social Engineering, Passwortsicherheit und aktuellen Bedrohungen müssen regelmäßig praxisnah und interaktiv stattfinden.
👉 Fazit: „Work from anywhere“ und Workation sind Chancen, die wir nutzen sollten – aber nur mit dem richtigen Sicherheitsbewusstsein.